Praktikumsbericht

Im Sommer 2010 habe ich zwischen Abitur und Semesterferien ein 6-wöchiges Praktikum bei ARTE France in Paris gemacht. Ich wollte mir einen Überblick über das Unternehmen und die verschiedenen Arbeitsfelder verschaffen und in die französische Sprache und Kultur eintauchen.

Wie es dazu kam / Vorbereitungen

Mit der erfolgreichen Teilnahme an einem von der deutsch-französischen Gesellschaft in Bonn organisierten Debattierwettbewerb habe ich eine finanzielle Unterstützung für ein Praktikum in Frankreich gewonnen. Daraufhin kümmerte ich mich um einen Platz bei ARTE France. Nachdem ich Lebenslauf und Motivationsschreiben abgeschickt hatte und angenommen wurde, kam ein unangenehmer Teil: In Frankreich braucht man für jedes Praktikum eine „convention de stage“, d.h. einen Praktikumsvertrag, der die vertragliche Beziehung zwischen Schule/Universität, Betrieb und dem Praktikanten selbst regelt. Dies war ein Problem, da ich zu dieser Zeit nicht mehr Schülerin, aber auch noch nicht Studentin war. Ich musste Kranken-, Unfall-, und Haftpflichtversicherung privat nachweisen, weil keine offizielle Institution für mich haften konnte. Umso mehr freute ich mich, als es dann trotzdem klappte.

ARTE

ARTE hat 3 Sitze: Der Hauptsitz ARTE GEIE liegt in Straßburg, ARTE Deutschland in Baden-Baden und ARTE France im Süden von Paris. ARTE France hat ca. 220 feste Mitarbeiter aus den Bereichen Programm, Kommunikation, Multimedia, Entwicklung, internationale Zusammenarbeit und Management.

Praktikumsablauf

Meine Ansprechpartnerin für das Praktikum zeigte mir am ersten Tag das Haus und stellte mich in der Abteilung vor, wo ich die ersten Tage verbringen würde. Ich bekam einen Firmenausweis und eine Karte für die Kantine. Die ersten Tage verbrachte ich mit dem „Offscreen-Angebot“ von ARTE. Bei Arte Web wurde ich mit dem reichhaltigen Internetangebot vertraut gemacht. Mit inzwischen 10 Millionen Seitenaufrufen pro Monat ist die ARTE-Homepage zu einem zentralen Informations- und Kommunikationsinstrument des Senders herangewachsen. Ich erhielt Einblicke in Layout und Grafik und nebenbei fielen öfters kleine Übersetzungsarbeiten für mich an, da bei ARTE France, anders als in Straßburg, nicht sehr viele Mitarbeiter zweisprachig sind.

In der Abteilung „Edition“, deren Angebot aktuell 170 Titel umfasst, sollte ich für eine Zusammenarbeit mit Bildungsgremien die Karambolage-DVD-Sammlung unter bestimmten Kriterien anschauen und passende Sendungen heraussuchen.

In dem Bereich „VOD“ (Video-on-Demand) sollte ich eine Praktikantin, die dort ein mehrmonatiges Praktikum absolvierte, bei Recherchen zu VOD-Angeboten und –Statistiken unterstützen.

Dann lernte ich das mir bis dahin unbekannte Webradio von ARTE kennen, das Dokumentationen, Reportagen und Hörspiele ausstrahlt.

Während der 4 Tage beim Radio beschäftigte uns die für Oktober 2010 geplante Fiktion „Comme un Pied“. Sie war bereits fertig aufgenommen, musste aber noch bearbeitet und gekürzt werden.

Da ich die Fiktion zum ersten Mal hörte, war es den Mitarbeitern wichtig, von mir zu wissen, ob die Abläufe und Handlungen gut verständlich seien. Sowohl am Arbeitsplatz, als auch bei den gemeinsamen Essen mit der Mannschaft fühlte ich mich aktiv miteinbezogen.

Nach dieser Zeit musste ich mein Praktikum kurzfristig wegen einer Aufnahmeprüfung in Deutschland unterbrechen, was Arte bereitwillig unterstützte.

Danach ging es weiter in die ARTE-Studios zum Karambolage-Team, wo unter anderem das Sommerrätsel gedreht wurde. Wir suchten uns für das Standbild einen geeigneten Platz mit möglichst vielen französischen Indizien und anschließend wurde ein Text dazu für die Homepage verfasst. In den Studios durfte ich Dreharbeiten und Stimmensynchronisationen verfolgen. Ein weiteres interessantes Feld waren die „Unités de service“. Nach Visualisierung von Dokumentationen durfte ich mich am Schreiben von Zusammenfassungen versuchen. Dann wurde ich mitgenommen zu Dreharbeiten für die Dokumentation “Berlin 1885, Le Partage de l’Afrique“.

In der Marketing-Abteilung nahm eine Mitarbeiterin sich viel Zeit für mich und eine zweite Praktikantin. Nach einer kurzen Einführung “Was ist Marketing? Wie funktioniert es?...“ erläuterte sie uns Zahlen und Fakten vom Marketing bei ARTE, zeigte und verteilte uns alte Geschenkartikel und erzählte uns generell ein wenig über ARTE und seine Berufe. Unter anderem zeigte sie uns den Arbeitsplatz eines Kollegen mit dem außergewöhnlichen Beruf „vérificateur“. Er überprüft alle Sendungen auf technische Fehler - den ganzen Tag lang fernsehen in dunkler Kammer.

In den Abteilungen „ARTE magazine“, „Presse“, „internationale Beziehungen“ und „Übersetzung“ war ich jeweils nur kurz, jedes Mal waren die Mitarbeiter offen und informierten mich über ihre Arbeitsabläufe.

In der letzten Woche wurde ich vom „directeur général“ gebeten, Informationen zu verschiedenen Themen aus dem Internet für ihn herauszusuchen und zusammenzustellen. Dabei war es ziemlich ruhig auf der Etage, da ab Anfang August ein Großteil der Mitarbeiter im Urlaub war.

Fazit

Insgesamt hat mir das Praktikum gut gefallen. Da viele andere junge PraktikantInnen zur selben Zeit da waren, knüpfte man schnell Kontakte. Jeden Mittag traf man sich zum Essen in der guten Kantine, und die angenehmen Arbeitszeiten von 9.00 - 17.00 Uhr und die freien Wochenenden ließen nebenbei viel Zeit für das Genießen des Pariser Lebens.

Christina Komesker